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Was sind eigentlich Pikler-Kurse?

  • Autorenbild: Daniela Schramm
    Daniela Schramm
  • 31. Okt.
  • 3 Min. Lesezeit

Achtsamkeit, Vertrauen und Beziehung von Anfang an


Wenn wir an frühe Kindheit denken, sehen wir oft kleine Hände, die nach der Welt greifen, Augen, die staunen, und Eltern, die sich fragen: Wie kann ich mein Kind gut begleiten? Eine Frau, die auf diese Frage zeitlos gültige Antworten gefunden hat, war Dr. Emmi Pikler – Kinderärztin, Mutter und Pionierin einer Pädagogik, die bis heute berührt und bewegt.


🌿 Wer war Emmi Pikler?


Emmi Pikler (1902–1984) war eine ungarische Kinderärztin, die in Budapest lebte und arbeitete. Nach ihrer Ausbildung in Wien erkannte sie früh, dass Kinder sich am besten entwickeln, wenn sie sich frei bewegen dürfen – ohne ständige Eingriffe, ohne Beschleunigung, ohne Druck.

In den 1940er-Jahren leitete sie das Kinderheim „Lóczy“ in Budapest. Dort lebten Säuglinge und Kleinkinder, die ihre Eltern verloren hatten oder nicht zu Hause aufwachsen konnten. Pikler beobachtete die Kinder über viele Jahre hinweg und stellte fest:Kinder, die in einer achtsamen, verlässlichen Beziehung leben dürfen, entwickeln Vertrauen, Selbstständigkeit und eine erstaunliche innere Ruhe – auch ohne ständige Anleitung.

So entstand das, was wir heute als Pikler-Pädagogik kennen:eine Haltung, die das Kind als eigenständige, kompetente Persönlichkeit achtet – von Anfang an.


💛 Die Grundgedanken der Pikler-Pädagogik


Pikler sprach von der „selbstständigen motorischen Entwicklung“ – also dem natürlichen Bewegungsdrang des Kindes, das lernt, weil es bereit ist, nicht weil jemand es dazu bringt.Ihr Ansatz beruht auf wenigen, aber tiefgreifenden Prinzipien:

  • Freie Bewegung: Das Kind darf sich nach seinem eigenen inneren Rhythmus entfalten – kein Setzen, kein Aufrichten, kein „Hilf ihm mal kurz“.

  • Achtsame Pflege: Jede Pflegesituation – Wickeln, Anziehen, Baden – ist ein Moment echter Beziehung. Kein „schnell erledigen“, sondern liebevolles Miteinander.

  • Beobachtung statt Eingriff: Erwachsene lernen, zu sehen, bevor sie handeln.

  • Vertrauen: Das Kind darf entdecken, forschen und ausprobieren – in seinem eigenen Tempo.

  • Verlässliche Beziehung: Bindung entsteht durch Zuwendung, Sprache, Blickkontakt, Wiederholung und Feinfühligkeit.


🌸 Was passiert in einem Pikler-Kurs?


In einem Pikler-Kurs erwartet Eltern keine „Bespaßung“, sondern ein achtsamer Raum für Beziehung und Beobachtung.

Die Babys dürfen sich frei bewegen – auf Matten, mit ausgewählten Materialien, ohne Reizüberflutung. Eltern sitzen in Ruhe daneben, beobachten, begleiten.Die Kursleitung gibt Impulse, beantwortet Fragen und schafft Raum für Austausch – über Entwicklung, Bindung, Alltagsgestaltung und die großen und kleinen Themen des Elternseins.

Oft ist es zunächst ungewohnt, einfach nichts zu tun – nur zu schauen, wie das Kind selbst die Lösung findet. Doch gerade in dieser Zurückhaltung liegt die Kraft der Pikler-Arbeit:Das Kind erfährt, dass es selbstwirksam ist.Die Eltern erleben, dass Wachstum in Ruhe geschieht.


🌿 Der Unterschied zu anderen Eltern-Kind-Kursen


Viele klassische Eltern-Kind-Kurse wie Fabel® oder PEKiP® fördern Bindung und Austausch zwischen Eltern und Kind – und das ist wunderbar.Doch der Pikler-Ansatz geht noch einen Schritt weiter:

Er stellt das Wahrnehmen und Vertrauen in die Eigenaktivität des Kindes in den Mittelpunkt.

Aspekt

Pikler

Fabel / PEKiP

Fokus

Beobachtung & freie Entwicklung

Anregung & Spielimpulse

Haltung

Vertrauen in Selbstwirksamkeit des Kindes

Unterstützung durch gezielte Angebote

Rolle der Eltern

Beobachtend, begleitend, präsent

Aktiv mitspielend

Raumgestaltung

Schlicht, reizarm, sicher

Oft bunter, spielorientierter

Ziel

Selbstvertrauen, innere Ruhe, Beziehungskompetenz

Förderung, soziale Anregung, Austausch

Trotz dieser Unterschiede schließen sich die Ansätze nicht aus – im Gegenteil. Viele Kursleiterinnen, so wie ich, verbinden heute das Beste aus beiden Welten:


die achtsame Haltung der Pikler-Pädagogik mit der Offenheit und Lebendigkeit der Fabel-Arbeit.


💫 Warum diese Art Begleitung den Eltern und Babys gut tut


Für Babys:

  • Sie dürfen selbst entdecken und lernen, was ihr Körper kann.

  • Sie entwickeln motorische Sicherheit und emotionale Stabilität.

  • Sie spüren: Ich kann etwas. Ich darf sein, wie ich bin.


Für Eltern:

  • Sie lernen, ihr Kind wirklich zu sehen – jenseits von Entwicklungstabellen.

  • Sie erleben, dass Ruhe und Vertrauen oft mehr bewirken als Aktivität.

  • Sie entdecken, dass Beziehung nicht aus „Tun“, sondern aus „Sein“ entsteht.


🌼 Fazit


Emmi Piklers Vermächtnis ist mehr als eine Pädagogik – es ist eine Haltung dem Leben gegenüber.Sie lädt uns ein, Kinder mit offenen Augen und offenem Herzen zu begleiten,ihre Eigenständigkeit zu achten und ihnen das größte Geschenk zu machen, das es gibt: Vertrauen.


💚 Checkliste für Eltern: Achtsam im Alltag mit deinem Baby


  1. Nimm dir täglich Zeit, einfach nur zuzusehen – ohne Eingriff, ohne Ziel.

  2. Gestalte Freiräume: Weniger Reize, mehr Raum für Eigeninitiative.

  3. Begleite Pflegehandlungen mit Worten, Blickkontakt und Ruhe.

  4. Vertraue deinem Kind – es weiß, wann es bereit ist für den nächsten Schritt.

  5. Erlaube dir Pausen. Auch dein Kind lernt durch dein Innehalten.


ree

 
 
 

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